“Gegenort - The Virtual Mine”, (Gegenort - Die virtuelle Mine)

Fünf KünstlerInnen wagen ein Experiment: auf dem stillgelegten Gelände der Grube
Gegenort bei Neunkirchen (Saar) dringen sie in den stillgelegten Schacht ein und
setzen die aufgegebene Bohrung fort.

Ihr Ziel ist die Förderung des Rohstoffs des 21. Jahrhunderts: Daten und elektrische
Impulse - Übermittler von Information. Sie durchdringen senkrecht den Globus, um auf
der entgegengesetzten Erdseite neue Ressourcen aufzuspüren.
Nach diesem Prinzip werden fünf Bohrungen zehn gegenüberliegende Orte des
Planeten miteinander verbinden. Der Schacht Gegenort führt zur zentralen Schnittstelle
der Bohrungen, dem Erdmittelpunkt und fördert auf dem Gelände der ehemaligen Grube
Informationen zutage.

War der wichtigste Rohstoff am Anfang des 20. Jahrhunderts die Kohle, ein fossiler
Brennstoff, der durch den Menschen und Maschinen in Energie umgewandelt werden
musste, so ist der Rohstoff des beginnenden 21. Jahrhunderts der Mensch selbst,
seine Imagination, sein Wissen, Träger und Wandler von Informationen. Deshalb suchen
die an dem künstlerischen Forschungsprojekt beteiligten MedienkünstlerInnen an den
Austrittsstellen der Bohrungen vorort Schöpfer künstlerischer Konzeptionen, deren
Ideen, also deren Energie, in Gegenort gefördert werden sollen. Zehn ausgewählte
Konzepte werden auf dem Gelände der Grube von den InitiatorInnen des Experiments
umgesetzt und in zehn Containern präsentiert.

Die künstlerische Idee wird also in Form von Installationen oder Erlebnisräumen für den
Besucher tatsächlich real erfahrbar, er geht darin auf. Virtualität wird zur Realität. In
einem weiteren Schritt werden die einzelnen Werke mittels Webcams aufgezeichnet
und ins Netz eingespeist.
Der in Gegenort geförderte Rohstoff des Kommunikationszeitalters wird somit weltweit
verfügbar und liefert Informationen, also Energie für neue Ideen, für die Imagination.
Realität wird zur Virtualität. Der Kreis ist geschlossen.

Die Metamorphose von Kunst, Gesellschaft und Industrie wird in Gegenort nicht nur
durch die künstlerischen Konzeptionen des Projektes der Künstlergruppe ihren
Ausdruck finden, sondern auch in dessen Präsentation. Im Gegensatz zur
Schwerindustrie des 20. Jahrhunderts, die sich durch aufwendige Maschinen und
gewaltige Anlagen dauerhafte Denkmäler setzte, steht das neue Jahrhundert im Zeichen
der Wandelbarkeit, der Flüchtigkeit und des Unsichtbaren.

Die Ausstellung wird in Containern aufgebaut werden - Sinnbilder und tatsächlich auch
Bausteine dieser flüchtigen, fragmentierten Epoche. Lose verlegte Kabel, auf
vorhandene Strukturen montierte Kameras, Lichtprojektionen - für die Dauer des
Experiments entfaltet das Kommunikationszeitalter seine Hardware und errichtet eine
„Fabrik auf Zeit“. Am Projektende verschwinden alle festen Teile und es bleibt die
Energie des Projektes im World Wide Web - unsichtbar, virtuell.

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